Wie wirken beruhigende

      Medikamente in unserem Körper?

         

 

 

 

  

 

 

 

 

 

Das Gehirn des Menschen besteht aus Großhirn, Zwischenhirn und Stammhirn (siehe Abbildung). Grob gesagt ist das Stammhirn als entwicklungsgeschichtlich ältester Teil des Gehirns Sitz der Steuerung lebenswichtiger Vorgänge im Körper, wie Atmung, Herzschlag und Aufrechterhaltung des Kreislaufes. Das Zwischenhirn, das bei allen höher entwickelten Tieren vorhanden ist, kann man als Sitz der Gefühle bezeichnen. Das Großhirn schließlich ist das "menschlichste" Organ des Körpers. Es ist der Sitz unserer Denkfunktionen und der willkürlichen Handlungen. Während der Alkohol im Prinzip "abwärts" wirkt, also zuerst das Großhirn, dann das Zwischenhirn und erst bei hohen Graden der Alkoholisierung das Stammhirn in seinen Funktionen beeinträchtigt, wirken die meisten Medikamente sehr viel zielgerichteter auf das Zwischenhirn, das letztlich dafür bestimmend ist, ob eine Substanz für uns zur Droge werden kann.

Teile des Zwischenhirns, die man limbisches System nennt, sind entscheidend für die Wirkung der Drogen. In diesen Bereichen des Gehirns bekommt jede eintreffende Information aus der Umwelt oder aus dem Körper eine gefühlsmäßige Tönung, die die Bedeutung in unserem Erleben mit bestimmt. Einen Teil des limbischen Systems nennt man"Belohnungssystem". Es ist ein relativ kleiner Teil des Gehirns, der aber von sehr großer Bedeutung ist, da wir bei Ausfall dieses Systems überhaupt nichts mehr tun würden. Wir hätten zu nichts mehr Lust, nicht einmal zur Nahrungsaufnahme oder zur Sexualität. Das Belohnungssystern steuert also die emotionale Befindlichkeit des Menschen, belohnt uns gewissermaßen mit guter Laune und Schwung bei der Bewältigung unserer Tagesaufgaben. Dieses BelohnungsSystem ist der zentrale Angriffspunkt aller Drogen und Medikamente, die wir "psychotrop" nennen. Alle Benzodiazepine wirken hier angstlösend, beruhigend und schlafanstoßend, muskelentspannend und krampflösend.

Unser gesamtes Gehirn funktioniert über Botenstoffe, die die Weiterleitung von einem Teil zum anderen herstellen. Man nennt sie auch "Transmitter". Einer dieser Botenstoffe ist die Gamma-Aminobuttersäure, kurz GABA genannt. Sie übernimmt gewissermaßen den beschwichtigenden, beruhigenden Anteil in dem lebenslangen Wechselspiel von Erregung und Hemmung irn Körper. Sie ist für unsere seelische und körperliche Stabilität wichtig.

Viele Beruhigungsmittel greifen nun genau dort ein, wo die Gamma-Aminobuttersäure ihre normale beruhigende Wirkung entfaltet. Sie verstärken

diese Wirkung in Richtung Beruhigung, verschieben also das natürliche Gleichgewicht von Erregung und Hemmung in Richtung Dauerberuhigung. Dies allerdings kann sich für den Menschen verheerend auswirken. Es ist, als ob der Seele eine Sonnenbrille aufgesetzt wird, wie es in der Werbung heißt. Selbst Nachrichten von schlimmen Ereignissen können einen kaum noch erschüttern. Der Mensch gewöhnt sich relativ schnell an diesen Zustand und hat dabei - anders als beim Alkohol - kein schlechtes Gewissen.

Das limbische System lernt mit dem zusätzlichen Beruhigungsmittel zu leben, indem es seine üblichen Funktionen anpaßt und einschränkt. Dies geschieht bereits, wenn man diese Mittel regelmäßig in niedriger Dosierung einnimmt. Setzt man die Mittel ab, treten genau die Erscheinungen auf, gegen die man sie ursprünglich genommen hatte, und zwar nicht deshalb, weil die Symptome sozusagen verdeckt weiterexistiert hätten, sondern als Folge des Entzugs der Medikamente. Diese Medikamente werden nach längerer Zeit heimtückisch, weil sie in den Hirnstoffwechsel eingebaut werden. Sie können so Unruhe erzeugen, statt sie zu beseitigen, den Schlafrhythmus zerstören und die Persönlichkeit insgesamt negativ verändern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: "Die Suchtfibel" Ralf Schneider

 

 

 

 

 

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