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Informationsangebot und Engagement beeindruckte über 3.000 Besucherinnen und Besucher
Unter dem Motto "Miteinander – Füreinander" luden der
Gesundheitstreffpunkt Mannheim und die Regionale Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen samstags zum gemeinsamen Gespräch ein: 72 Selbsthilfegruppen
aus dem Rhein-Neckar-Raum präsentierten im Stadthaus sich und ein vielfältiges Tagesprogramm. An zahlreichen Ständen informierten und berieten sie
die Besucherinnen und Besucher. Stündlich regten Gesprächsinseln und Vorträge die Diskussion an. Gerade die offenen Meetings der Anonymen Sex- und
Liebessüchtigen (S.L.A.A.) und der Anonymen Alkoholiker waren "auffallend gut besucht", resümiert Christina Reiß aus dem Veranstalterteam.
Ungefähr 620 Menschen interessierten sich allein für das Thema "Depressionen", ein Vortrag des Tübinger Universitätsprofessors
Volker Faust.
"Wir mussten 40 Stellwände, über 60 Tische und mehr als 250 Stühle ins Stadthaus bringen". In der Begrüßungsrede um 10.00 Uhr geben
Eva Bonow und Traudl Dömming, Sprecherinnen der Regionalen Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen, einen Einblick in die gemeinsamen Mühen
und Vorbereitungen zur Veranstaltung. Auch bei der Finanzierung "geht es nur gemeinsam", dank der über 55 Förderinnen und Förderer.
Oberbürgermeister Gerhard Widder lobt bei der Eröffnung das Engagement der Selbsthilfegruppen und plädiert für diese "Kraft der Gruppe,
die vielen hilft, ihr Schicksal zu meistern".
"Ich bin eigentlich nur mal "rumgelaufen", bemerkt eine ältere Frau, als sie die Gesprächsinsel
"Krebs – noch Lebenschancen?" verlässt. Während sie das tolle Informationsangebot der Selbsthilfegruppen lobt, kommen ihr Tränen.
Es habe sie eben auch etwas "aufgewühlt", aber die Veranstaltung sei ihr wichtig gewesen. Viele Besucherinnen und Besucher hatten über
die Lokalmedien oder Bekannte, die am Selbsthilfegruppentag beteiligt waren, von der Veranstaltung erfahren. "Finde ich gut, dass man auch
so Leute einlädt, jemand, den man löchern kann", bezieht sich eine Besucherin auf den Vortrag der Bundestagsabgeordneten Helga Kühn-Mengel.
Die Veranstalter konnten beim diesjährigen Selbsthilfegruppentag auch die seit Januar 2004 berufene Beauftragte der Bundesregierung für die
Belange der Patientinnen und Patienten als Referentin gewinnen. Über hundert Menschen standen und saßen im Saal, als Helga Kühn-Mengel
sie über "Mehr Patientenrechte mit der Gesundheitsreform" aufklärte. Engagiert forderte sie, dass "Patienten und Ärzte zu mehr
Augenhöhe kommen müssen". Das Mitberatungsrecht der Patientenorganisationen im neu eingerichteten Gemeinsamen Bundesausschuss sei ein
wichtiger Aspekt der Gesundheitsreform, um mehr Mitsprache und Transparenz, also jene "Augenhöhe" zu erreichen. Kaum hatte eine energische
Diskussionsrunde mit Helga Kühn-Mengel begonnen, wanderten schon die ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur nächsten und, wie sich herausstellte,
am meisten besuchten Veranstaltung des Tages ab: "Depressionen – erkennen, verstehen, betreuen, verhüten", ein Vortrag des renommierten
Buchautors und Nervenarztes Volker Faust. Die Depression habe "in den letzten Jahrzehnten bedenklich zugenommen", das Interesse sichtbar
auch.
"Die Veranstaltung war fantastisch", schwärmte Karl-Heinz Bartel von der Guillain-Barré-Selbsthilfegruppe. Am Stand der
Notfallgemeinschaft Medizingeschädigter freute man sich über die "gute Resonanz" – wie auch viele andere Selbsthilfegruppen, die zum
ersten Mal auf der Veranstaltung vertreten waren. Sogar Personen, die bereits zum wiederholten Male am Regionalen Selbsthilfegruppentag teilnahmen,
zeigten sich "überrascht, dass so viele Leute gekommen sind und sich informieren wollten". Eine angenehme Abwechslung bot auch das
Rahmenprogramm mit Musik, Theater, Clownerie und Lesung. Bärbel Handlos vom Gesundheitstreffpunkt Mannheim ist über die Besucherzahl von 3.000 sehr
zufrieden. Was ihr an diesem Tag besonders aufgefallen ist? "Die unheimliche Hilfsbereitschaft, ein sehr interessiertes, zielgerichtetes
Publikum, das große Interesse an Info-Ständen" und während ihr Gesicht strahlt, herrscht Aufbruchstimmung. Im emsigen "Miteinander –
Füreinander" werden auch die letzten Stellwände, Tische und Stühle gegen Abend noch weggeräumt und alle freuen sich – auf den nächsten
Selbsthilfegruppentag, wohl in drei Jahren.
Genauere Informationen und Kontakt zu den 72 vertretenen Gruppen vermittelt der Gesundheitstreffpunkt Mannheim e.V., Alphornstraße 2a, 68169
Mannheim; Tel.: 0621-33 9 18 18.
Melanie Y. Ehmann
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