|
Bei alten
Menschen fand die Alkoholabhängigkeit lange Zeit nur wenig Beachtung, da sie
nur eine untergeordnete Bedeutung zu haben schien. Zwei neuere Entwicklungen
lenken jedoch zunehmend die Aufmerksamkeit auf dieses Problem. Zum einen wächst
die Zahl der Altgewordenen Alkoholkranken, die nicht selten wegen des
Zusammentreffens von Alkoholabhängigkeit und hirnorganischer Leistungsminderung
in Altenheimen untergebracht werden müssen. Zum anderen nimmt mit dem
zunehmenden Anteil alter Menschen in der Bevölkerung auch die Zahl der im Alter
abhängig gewordenen Alkoholiker zu.
Die alt
gewordenen Alkoholabhängigen treten erst jetzt in Erscheinung, da der
Alkoholmissbrauch nach dem zweiten Weltkrieg erst in den 70er Jahren seinen
Höhepunkt erreicht hat. Die damals in die Abhängigkeit geratenen Alkoholiker
kommen jetzt nach zwei bis drei Jahrzehnten in das Seniorenalter. Angesichts
der 2,5 Millionen Alkoholkranken dürften insofern ganz erhebliche Belastungen
für das Gesundheitswesen und für die soziale Betreuung zu erwarten sein.
Die
Behandlung alt gewordener Alkoholabhängiger kann zu einem besonders schwierigen
Problem werden, wenn sich selbst wiederholte Entwöhnungsbehandlungen als
unzureichend erweisen und der Alkoholabhängige seine fest verwurzelten
Trinkgewohnheiten fortsetzt. Sich selbst überlassen, ist der Altgewordene
Alkoholkranke seinem süchtigen Verlangen und damit dem Alkohol weitgehend
ausgeliefert. Fürsorge und Schutz sind dann erforderlich, beides Dienstleistungen,
die von der Solidargemeinschaft neben der Hilfsbereitschaft außerdem nicht
unerhebliche finanzielle Opfer fordern. Schon jetzt wird angenommen, dass 7 -10
% der Bewohner von Heimeinrichtungen als alkoholkrank anzusehen sind.
Zu den Altgewordenen Alkoholkranken kommen heutzutage
immer mehr alte Menschen, die erst im Alter abhängig geworden sind.
Mitverantwortlich dafür sind ungünstige Lebensumstände, aber auch die
verminderte Verträglichkeit des Alkohols. über die vielfältigen Gründe ist im Abschnitt
über die Alkoholgefährdung im Alter
näher eingegangen worden. Früher ist diese Gruppe nicht so sehr in Erscheinung
getreten, weil die Zahl alter Menschen insgesamt geringer war. Das hat sich
aber heutzutage wesentlich geändert, und es ist sogar aufgrund der
Altersentwicklung in der Bevölkerung zu erwarten, dass die Alkoholabhängigkeit
im Alter noch erheblich an Bedeutung gewinnen wird. Der Anteil der Bevölkerung
über 65 Jahre nimmt in den nächsten Jahrzehnten weiterhin erheblich zu. Diese
Entwicklung wird zwangsläufig den Anteil alter Menschen mit einer
Alkoholabhängigkeit erhöhen, sollte es nicht gelingen, die Trinkgewohnheiten in
der Bevölkerung grundlegend zu verändern und den Alkoholkonsum erheblich
einzuschränken
Quelle: Bundesvereinigung für Gesundheit e.V.,
i. A. des Bundesministeriums für Gesundheit (Broschüre) |
|