Laudatio zur Verabschiedung von Fritz Dömming aus dem aktiven Vorstand

Lieber Fritz,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,

wir sind hier zusammen gekommen, um einen der besten ehrenamtlichen Helfer des Freundeskreis Mannheim "Die Lotsen" e.V. zu ehren und aus der aktiven Vorstandsarbeit beim Freundeskreis Mannheim "Die Lotsen" e.V. zu verabschieden; wir sind gekommen, um dich, Fritz Dömming, zu ehren.

Fritz Dömming, geboren am 17. Mai 1931 hast Du einiges von den Wirrungen und Irrungen des Krieges mitbekommen, ein Thema über das viele von uns nur etwas wissen, es aber nicht selbst erlebten. Dein Weg führte Dich durch einige Tiefen, geschäftliche, von denen Du uns erzählt hast, und auch private. Eine von Deinen privaten Tiefen war mit Sicherheit die Alkoholabhängigkeit Deiner Frau Traudl. Die Zeiten waren für dich also nicht immer die besten und nicht die einfachsten.

Gerade die Tiefe der Alkoholabhängigkeit deiner Frau aber führte dich auch zu Höhen, denn nachdem Traudl 1975 eine Therapie machte, hast Du sie ohne jedes Zögern auf ihrem Weg begleitet und bist mit ihr in die Selbsthilfegruppe "Der Lotsen" gegangen. Trotz manchem für dich schwierigen Gruppengespräch, für dich hartem Gruppengespräch, hast du dich von deinem Weg nicht abbringen lassen und hast dich als Angehöriger bereits kurz nach deinem Anschluss an diese Selbsthilfegruppe im März 1976 dort zum 2. Vorsitzenden wählen lassen. Diesen Weg mit seiner Partnerin zu gehen, dieses Engagement so früh in eine Selbsthilfegruppe einzubringen zeigt dich mir, lieber Fritz, als einen Menschen voller Liebe und Nächstenliebe.

Für Dich standen "Die Lotsen" immer ganz weit oben auf der Liste der Dinge und Menschen, die dir wichtig sind. Jeder von uns, der dich auch nur etwas näher kennt weiß das und konnte das erleben. Du hast viele persönliche Opfer für uns gebracht, du hast dich voll und ganz auf die Arbeit für uns konzentriert. Du hast deine komplette Freizeit für die Gruppe geopfert und nicht nur das, du hast einen sehr beträchtlichen Teil deiner finanziellen Mittel für "Die Lotsen" gegeben, ohne die in Zeiten, als es noch keine offiziellen Zuschüsse für unsere Arbeit gab, die Gruppe nicht zu halten gewesen wäre. Du hast, wie du heute selber sagst, zugunsten der Gruppe deine Familie vernachlässigt, hast dich nicht - bis gar nicht - mit deinen Enkelkindern beschäftigt, wie Großväter das zu machen pflegen, sondern Du hast dich für "Die Lotsen" engagiert, für "Die Lotsen" eingesetzt und gekämpft. Ohne Deine eingebrachten finanziellen Mittel, ohne deine persönliche Aufopferung, lieber Fritz, hätte es "Die Lotsen" bereits 1986 nicht mehr gegeben. Es ist dir mit deiner Frau an deiner Seite zu verdanken, dass es "Die Lotsen" gibt, dass sie größer wurden und dass sie heute sind, was sie sind: Eine bekannte und anerkannte Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige und deren Angehörige. Dein Wirken hat uns geprägt, geprägt in einem positiven Sinne, anderen und vor allem uns selbst helfen zu können.

Ich kann mich noch sehr gut erinnern: Schon vor Jahren wolltest du nicht mehr in den Vorstand, warst tatsächlich auch ein Jahr lang weder 1. noch 2. Vorsitzender. Als sich dann aber niemand mehr der Wahl in diese Ämter stellte, warst du ohne zögern wieder bereit und hast unsere Geschicke wieder gelenkt. Das hast du die letzten Jahre viel länger gemacht als du es jemals geplant hattest, immer und immer wieder hast du uns eine Chance gegeben weiter machen zu können. Uns, die wir unfähig waren uns selbst zu leiten. Unschöne - sehr unschöne - persönliche Auseinandersetzungen mit potentiellen nächsten Vorsitzenden, die alle gingen, hast du geschluckt und hast einfach weiter gemacht, obwohl dir nicht nur einmal sondern eher ständig danach zumute gewesen sein muss, den ganzen Kram einfach hinzuschmeißen und zu gehen. Du hast ausgeharrt bis sich nach über 10 Jahren Mitgliedschaft, so lange hat es bei mir gedauert, endlich jemand bereit erklärte die Verantwortung zu übernehmen. - Lieber Fritz, Du hast "Die Lotsen" nie, du hast uns nie im Stich gelassen. Du bist ein wahrer Freund, ein echter wahrer Freund und es ist eines der schönsten Dinge und eine der größten Bereicherungen in meinem und unserem Leben dich kennen zu dürfen, mit dir gearbeitet haben zu dürfen und noch zu können.

Fritz, du bist Helfer für Menschen in Not, auch tief in der Nacht, aus eigener Erfahrung und auch aus ungezählten Seminaren, deren Teilnahme du ebenfalls bezahlt hast und für die du ebenfalls deine Freizeit gegeben hast. Du bist ein Helfer aus echter Nächstenliebe.

Und deine Arbeit hat vielen Menschen in ihrer Not sehr geholfen, das Wissen um deinen Einsatz hat für uns Vorbildfunktion, so dass durch deine Arbeit und deinen Einsatz noch vielen Menschen geholfen werden wird. Deine Arbeit und dein Einsatz haben Gutes bewirkt, du hast ein Lebenswerk im Sinne christlicher Nächstenliebe getan. Du bist einer der ganz wenigen Menschen, bei denen ich den Begriff "Lebenswerk" für angemessen halte, bei denen ich darin eine, mehr als anerkennenswerte, Leistung sehe. - Ein Schriftsteller gestaltet sein Lebenswerk, oft mit Leidenschaft, ja, aber es ist sein Job, sein Beruf; wir alle gestalten unser Lebenswerk. Dein Lebenswerk aber ist Hilfe und Selbstopfer für Menschen in Not. Du gestaltest dein Lebenswerk ohne jeden Lohn, ohne Gehalt. Deswegen ist für mich bei dir der Begriff "Lebenswerk" so angebracht. Mit Deiner Erfahrung, deiner Weisheit und deinem Erfolg, ist deine Einstufung "Der Lotsen" auf deiner persönlichen Wichtigkeitsskala von außen nicht beurteilbar. Ich weiß es nur so: Wie immer du es getan hast und tust: Es ist richtig so.

Wie wichtig und richtig all das ist, was du geleistet hast, zeigen die Ehrungen, die man dir erwiesen hat. Du bist bei uns Ehrenvorsitzender, hast das Goldene Kronenkreuz der Diakonie bekommen und am 17. Oktober 2003 das Bundesverdienstkreuz, verliehen durch den Bundespräsidenten Johannes Rau. Und auch nach den Standing Ovations damals hast Du die Ehrung nicht für dich allein genommen, du hast geteilt. Du hast die Ehrung des Bundesverdienstkreuzes mit allen Freundinnen und Freunden geteilt, die dich in deiner Arbeit unterstützt haben, weil nach deiner Ansicht diese Ehrung ohne die Hilfe dieser Freundinnen und Freunde nicht hätte zustande kommen können.

Lieber Fritz, du teilst, du gibst das was deins ist für andere. Du teilst in einem Maße, das man Aufopferung nennen muss, in einem Maße, das von keinem Menschen erwartet werden kann. Nach 33 Jahren ist es daher mehr als angemessen und verständlich dich zurückzuziehen, zur Ruhe zu kommen und dich mehr um deine Familie zu kümmern, wie du es als Wunsch ausgedrückt hast.

Fritz wir kennen dich als "Fritz ‚den Lotsen", werde jetzt mit unseren besten Wünschen "Fritz der Familienmensch". Wir lassen dich aber nicht ziehen ohne dir zu versichern, dass du bei "Den Lotsen" zu allen Zeiten willkommen bist und dein Rat aus deiner großen Erfahrung und deinem großen menschlichen Herzen heraus immer eine große Hilfe für uns sein wird.

Lieber Fritz, für uns, deine Freundinnen und Freunde in den Gruppen "Der Lotsen", hast du die Welt mit deinem Einsatz schöner gemacht. Dafür gebührt dir unser aller tiefster Respekt und Dank!

Lieber Fritz: Im Namen aller Lotsen, sage ich dir ein schlichtes, aber tief empfundenes ehrliches "Danke"!

(Urkundenüberreichung)

Ich schließe mit deinen Worten, mit dem, was du schon lange wolltest: Wir wünschen dir viel Vergnügen dabei, zu uns kommen, dir nach dem Essen den Mund abzuwischen, aufzustehen, danke zu sagen und dann nach Hause zu gehen, ohne dass du irgendetwas sonst hättest tun müssen. Tu uns dabei bitte nur einen Gefallen: Habe kein schlechtes Gewissen dabei nur zu nehmen, denn du hast es dir mehr als verdient auch einfach nur zu nehmen und zu genießen.

Und damit das besser geht, kannst Du mit diesem Korb schon mal heimlich im dunklen Kämmerchen oder ganz offen zusammen mit deinen Lieben üben.

(Korbüberreichung)

für "Die Lotsen" gehalten von Heiko