Frau und Sucht

 

Fortsetzung


Sie bemühen sich der Rolle gerecht zu werden, für die sie in ihrer Umgebung Anerkennung und Bewunderung ernten können.
Danach, was ihre eigenen Bedürfnisse und wünsche sind, haben sie niemals gefragt oder sie haben es nichtgewagt, sie offen auszusprechen und zur Grundlage ihres Handelns zu machen.

Dass die soziale Rolle, an der sie sich bislang orientierten, nur teilweise oder gar nicht ihrer Persönlichkeit entspricht, findet in der Sucht seinen Ausdruck.

Deshalb gehen die Rollen und die Bewältigung der Krankheit Sucht Hand in Hand.

Eine Frau, die ihr süchtiges Verhalten aufgeben möchte, muss lernen, ihre wünsche offen und direkt zu äußern.

Denn durch Bitten, Schmeicheln, Taktieren lässt sich zwar manches erreichen, nicht aber die Durchsetzung und Befriedigung persönlicher Bedürfnisse und Wünsche.

Wer nicht sagen kann ich will... wird immer wieder sagen müssen
„Ich brauche weil...“.

Indirekte Bedürfnisbefriedigung und ausweichendes Verhalten aber sind „Süchtige“ Handlungsmuster.

Hier kann sich der Kreis für die abhängige Frau wieder schließen. Deshalb ist das erlernen einer offenen Durchsetzungsfähigkeit im Rahmen der Suchtbewältigung und für Frauen häufig auch besonders schwer.

Denn Fordern, Kämpfen, Erobern gelten als typisch männliche Durchsetzungstechniken, Frauen beherrschen eher die oben dargestellten indirekten Durchsetzungsfähigkeiten.

Das Hilfsangebot für Suchtkranke Frauen sollte vielfältig und umfassend sein.

Die Suchtpersönlichkeit die gibt es nicht. Die Suchttherapie gibt es deshalb ebenso wenig. Es kommt vor allem darauf an, das für einen selbst passende Angebot herauszufinden.

Betroffene sollten sich zunächst bemühen, eine Beraterin zu finden, mit der sie, die eigenen Situationen offen besprechen und weiter klären können.

In einem Beratungsgespräch brauchen sie weder zu über – noch zu untertreiben.

Ihre Gesprächspartnerin weiß wovon sie redet, und wird sie ernst nehmen.

Ein Beratungsgespräch ist deshalb in aller Regel ein entlastendes und erleichterndes Erlebnis.

Sie finden vielleicht zum ersten Mal seit Jahren – Mut zur Offenheit und die notwendige Distanz, ihre Schwierigkeiten realistisch zu sehen.

Wichtig ist bei diesen Gesprächen, nicht mit Wünschen und Bedenken hinter dem Berg halten.

Wenn Betroffene keinen „Draht“ zu ihrer Gesprächspartnerin haben, sollten sie sich weiter nach einer Person ihres Vertrauens umsehen. Ohne vertrauensvolle Mitarbeit ist Hilfe unmöglich.

Die denkbaren Therapieformen sind vielfältig:

  • Gesprächstherapie
  • Psychodrama
  • Gestaltungstherapie
  • Verhaltenstherapeutisch orientierte Methoden etc.

Die Selbsthilfe im Suchtbereich kann mittlerweile auf eine lange Tradition zurückblicken.

Die Gruppen sind unabhängig von Konfession Weltanschauung für alle offen.

Jede die sich ernsthaft mit ihren Problemen auseinandersetzen will, ist ein Gewinn für die Gruppe.

 

In vielen Gruppen arbeiten Menschen mit, die ihre Sucht bereits weitgehend überwunden haben.

Ihr Vorbild kann Mut und Hoffnung geben.

In den gemischt- geschlechtlichen Gruppen im Suchtbereich lieg das Verhältnis zwischen Frauen und Männern in der Regel bei 2:8 .

Aber nicht nur zahlenmäßig werden diese Gruppen von Männern dominiert. Aufgrund ihrer Sozialsituation sind Männer in der Regel durchsetzungsfähiger als Frauen.

So nehmen sie für sich längere Redezeiten in Anspruch und setzen sich offensiver für ihre Anliegen ein.

Den Frauen bleibt wenig Raum, Neues auszuprobieren und sie werden dazu auch nicht ermutigt; ihre typisch weiblichen Werte sind gefragt.

Frauen sorgen in gemischtengeschlechtlichen Gruppen wieder für das Klima.

Viele Frauen schließen sich einem Mann an bzw. wenden sich ihm mit besonderer Aufmerksamkeit zu.

Auch wenn die Dominanz der Männer durch geeignete Gruppenregeln zurückgenommen wird, bleiben gemisch- geschlechtliche Gruppen problematisch.

Über viele Themen wie Sexualität, Beziehungsschwierigkeiten, sexuelle Gewalterfahrungen lässt sich hier nur schwer sprechen. z.B. Eine vergewaltigte Frau und ein Mann der im Raus seine Frau vergewaltigte.

Gewalt ist das Thema für beide, für einander geeignete Gesprächspartner sind sie wohl kaum.

Frauen haben andere Stärken und Schwächen als Männer, wo Männer z.B. Fürsorge und Behutsamkeit lernen sollten, sollten Frauen eher lernen ihre persönlichen Interessen wahrzunehmen und durchzusetzen.

Deshalb ist es wichtig neben der gemischten Gruppe auch eine spezielle Frauengruppe zu besuchen.
Damit Frauen Raum für ihre Bedürfnisse gegeben wird.

Immer wieder wird gegen die Angebote nur für Frauen polemisiert:

      „Aber im richtigen Leben kommen doch auch Männer und Frauen vor“.

Gegenfrage:

      „Warum soll sich der Kranke ins Bett legen, wenn er doch wieder aufstehen muss“.

Im Ernst:

Ist man bereit, Süchtigen Schonraum zu gewähren, damit sie außerhalb ihres Alltags neues Handeln erlernen können, dann muss dieser Raum dafür auch groß genug sein.

Beruflicher Stress, die Familie oder eben auch die Männer müssen solange draußen bleiben, bis die Frau Kraft und Mut für eine neue Begegnung gefunden hat.

Die im Umgang mit einem fast ausschließlich männlicher Klientel entwickelten Therapie- Angebote können den Lebenssituationen der Frauen nur teilweise gerecht werden.

 

 

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