1993 - 2003

Der Freundeskreis zählt in der Zwischenzeit 170 Mitglieder. Damit wächst die ehrenamtliche Arbeit enorm an. Nach wie vor werden Fachkliniken besucht. Auch die Aufklärungsarbeit in Jugendhäusern, Schulen und Krankenhäusern darf nicht vernachlässigt werden. Auch in anderen Arbeitsgemeinschaften muß mitgearbeitet werden. So ist Frau Dömming im Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft Baden, wo sie bis März 1993 als 1. Vorsitzende tätig war und ihr Amt aus gesundheitlichen Gründen niederlegte. Sie ist Sprecherin der Regionalen Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen in Mannheim und sitzt im Förderausschuss für Selbsthilfe bei der Stadt Mannheim. Auch Herr Dömming arbeitet in einem Ausschuss von der Stadt Mannheim und einem Arbeitskreis des Gesundheitsamtes mit.

In den neuen Vereinsräumen werden jetzt wöchentlich 12 Gruppen abgehalten. Außerdem Vorstandsitzungen der Lotsen sowie Teamsitzungen und Supervisionen.

Die Ziele der Lotsen heute sind etwas anders als bei der Entstehung des Vereins. Bedingt durch die rasante Zunahme der Abhängigkeitskranken und Gefährdeten haben die Lotsen ihre Gruppenabende umgestaltet. Nicht mehr Spiel, Gesang usw. stehen im Vordergrund, sondern die Arbeit mit und an uns selbst. Alkoholismus ist von der Weltgesundheitsorganisation 1968 als eine körperliche und psychische Krankheit anerkannt worden. Jeder Suchtkranke kennt seine eigenen Probleme. In unseren Gruppenabenden versuchen wir nun uns gegenseitig zu stützen und zu halten. So erleben wir nun unsere Gruppenabende, an denen von einem oder mehreren Mitgliedern freiwillig eingebrachte Schwierigkeiten bearbeitet werden. Reden ist für den Suchtkranken die beste Therapie und nur durch Gespräche ist die Möglichkeit des gegenseitigen Verstehens gegeben. Leidensgenossen können mit Rat und Tat zur Seite stehen, da jeder selbst einmal diesen Weg gehen musste.

In unserer Lotsenwohnung stehen uns jetzt viele Möglichkeiten offen:

Erweiterung der Gruppenarbeit
Neugestaltung der Gruppenarbeit
Öffentlichkeitsarbeit

All dies liegt im Sinne und Interesse aller Gruppenmitglieder. Unsere Bemühungen gelten auch vor allem der Betreuung der durch Not und Zerrüttung bedrohten Familien der Suchtkranken. Denn gerade durch die Suchtkrankheit haben die meisten Angehörigen großes Leid zu ertragen.

Im Juli 1996 erhielt unsere Ehrenvorsitzende Frau Edeltraud Dömming von Bundespräsidenten Roman Herzog das Bundesverdienstkreuz verliehen. Frau Dömming ist das zweite Mitglied der Lotsen, der diese hohe Ehrung zur Anerkennung ihrer ehrenamtlichen Arbeit in der Suchtkrankenhilfe zuteil wird.

Wir bieten auch Gesprächsgruppen unter Ehepaaren an. Die Heilstätten-Heimkehrer, an Leib und Seele durch freiwilliges, Entwöhungs-Heilverfahren in offenen Fachkliniken wiederhergestellt, sehen in der Lotsengruppe eine Selbsthilfe-Gemeinschaft von Weggefährten, die die selbst auferlegte Abstinenz respektiert und sich immer wieder gegenseitig stützt.

Die Lotsengruppe ist eine Selbsthilfegruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den alkoholkranken Menschen zu helfen ihre Nüchternheit zu erarbeiten und vor allen Dingen zu bewahren.

Wir wissen selbst aus Erfahrung wie schwer es ist, die Schwellenangst zu überwinden in eine solche Gemeinschaft einzutreten und seine Abhängigkeit zu bekennen. Aber gerade dieser erste Schritt kann den Weg bedeuten zu einem neuen Anfang, zu einem neuen Leben.

Im Mai 2001 haben die Ehrenvorsitzende Edeltraud Dömming und der 1. Vorsitzende Fritz Dömming vom Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche Deutschland das Goldene Kreuz für 25 Jahre ehrenamtliche Arbeit im Freundeskreis Mannheim „Die Lotsen“ e.V. verliehen bekommen.

In den Jahren 2001 und 2002 wurde der Freundeskreis Mannheim jeweils bei der Bürgeraktion für vorbildliche Arbeit mit Urkunde und Medaille vom Land Baden-Württemberg ausgezeichnet.

In Jahr 2003 fand auch das traditionelle 21. Alkoholfreie Frühlingsfest statt, eins der größten Feste dieser Art im süddeutschen Raum.

Der Freundeskreis Mannheim „Die Lotsen“ e.V. hatte einen Mitgliederstamm von über 200 Menschen. Durch Unstimmigkeiten bzw. wegen unterschiedlichen Interessenslagen haben sich einige dieser Mitglieder in den vergangenen Jahren von „Den Lotsen“ gelöst und eigenständige Gruppen gebildet. Der Weggang von Freundinnen und Freunden ist immer mit Schmerz, Wehmut und auch Konflikten verbunden. Gleichwohl aber sieht der Freundeskreis Mannheim in der Entstehung der Gruppen Kurpfalzkreis Mannheim, Trocken Dock, Freundeskreis Nova Vita, Freundeskreis Vogelstang und Freundeskreis Alternativ, die alle von ehemaligen Mitgliedern, darunter ehemalige Vorstandmitglieder, gegründet wurden, darin einen Erfolg seiner Gruppenarbeit. Aus „Den Lotsen“ heraus, haben selbständige Menschen weitere selbständige Gruppen zur Selbsthilfe im Dienst am Nächsten aufgebaut.