50 Jahre Suchtkrankenhilfe - Freundeskreis Mannheim „Die Lotsen“ e.V.

50 Jahre und weiter - Berichte

50 Jahre Freundeskreis Mannheim „Die Lotsen“ - Teil 2

In diesem zweiten Teil blicke ich auf mich selber, was ich erlebte. Es ist sicher kein üblicher Bericht zu einem Festakt, aber ich möchte ihn trotzdem geben, denn so sind auch unsere Gruppen: Ehrlich, wir blicken in unsere Seelen. Wir dürfen nicht perfekt sein, sind keine Maschinen, sondern Menschen.

Für Sheila und mich war es viel, viel Arbeit, unsere Anspannung war enorm am 13. September 2013. Während unsere Ehrenvorsitzende Edeltraud Dömming die Andacht hielt für uns, vor den ersten Worten, die ich sprechen musste, überkam mich ein Schwächegefühl, geboren aus Druck, es richtig machen zu müssen, den Erwartungen der anwesenden Freundinnen, Freunden und Gästen gerecht werden zu wollen. In einem inneren Kampf, mir sagend, dass ich reden kann, dass es stimmt, was ich vorbereitet hatte, brachte ich mich wieder auf den gesunden Zustand des Lampenfiebers zurück.

Und na ja, wäre ich nicht zu angespannt gewesen, der Rahmen nicht so feierlich gewesen, hätte ich selber laut gelacht, denn ich nannte uns in meiner Begrüßung Freundeskreis Mannheim „Die Lotsen“ DE anstatt e.V., beförderte uns ins Internet, das mir auch von Berufs wegen immer präsent ist. In Gedanken hatte ich unseren Namen wie eine Internetadresse genannt. Aufgefallen ist es wohl nicht vielen, obwohl ich vermeinte entsprechendes Schmunzeln im Auditorium entdeckt zu haben.

Was ich an diesem Tag erlebte war wie ein Film, den ich nicht bewusst wahrnahm, alles wie durch einen leichten Nebel fühlte. Die Intensität der Imagination im Vorfeld, wenn ich aufschrieb was ich sagen wollte, wie ich es sagen wollte, wie der Festakt ablaufen würde, das war nicht da, meine Wahrnehmung fühlte ich als nicht im Ereignis stehend. Ich glaube das passiert genau dann, wenn man mitten drin steht, sich verantwortlich fühlt, es unbedingt richtig machen möchte. Nur dann ist man so sehr beteiligt, dass der Verstand einen Nebelschleier um die Wahrnehmung legt. Ob das eine Schutzfunktion ist, weiß ich nicht, ich weiß aber, dass ich so etwas schon kenne. Erst hinterher ist auf einmal alles in voller Klarheit da. Allein, dass ich das hier so niederschreibe, am Abend nach dem Jubiläum zeigt mir, dass ich sehr genau wahrgenommen habe, auch wenn das Gefühl dafür noch nicht so recht da sein will.

Für mich war es aber auch faszinierend wie es zum Festakt kam: Wir haben überlegt, was wir brauchen, zusammen im Team und dann haben wir uns daran gemacht es umzusetzen. Niemand von uns hat jemals so einen Festakt geplant und durchgeführt. Was wir erlebten war ein Programm das schnurrend wie ein Uhrwerk ohne merkliche Pannen ablief. Glück gehörte dazu, so waren wir in den Grußworten schneller als geplant, dafür dauerte unsere Laudatio länger als es im Plan stand und so blieben wir im Zeitplan in einer Genauigkeit, die wir gar nicht erwartet hatten, weil man es einfach nicht abschätzen kann.

Unser Festakt hatte keinen großen Knalleffekt, nichts, was ihn von anderen Festakten anderer Organisationen unterscheiden würde, nichts markantes. Aber es war unserer, von Laien gemacht; und, das haben wir als Rückmeldungen bekommen: Er war würdevoll, wurde mehrfach „perfekt“ genannt. In meiner letzten Gruppe vor dem Jubiläum, wurde ich genau das gefragt, ob ich perfekt sein wolle, nachdem ich sagte, ich sei im Geist etwas abwesend, weil ich praktisch nur noch „Jubiläum“ im Kopf hätte. Ich verneinte das, sagte aber doch, dass ich von Festveranstaltungen der Lotsen ein hohes Niveau kennen würde, das ich nicht unterschreiten wolle. Sheila sagte mir nach dem Festakt, dass Herr Fojkar und Frau Handlos vom Gesundheitstreffpunkt geäußert haben, mit diesem Festakt hätten wir die Messlatte für Festveranstaltungen der Lotsen „nicht gerade tiefer gehängt“.

Wenn ich lese was ich bisher schrieb, sehe ich dort Zweifel, ob es richtig war so, ob es gut war. Gäste sagen mir es war perfekt, mein Verstand sagt mir, es war sehr gut, rundum gelungen, Sheila sagt das von uns. Allein mein Gefühl zweifelt. Wenn ich an den Festsaal denke, an die Dekoration von Tischen und Rednerpult, die Uschi Schneider und Luise Herrle für uns gemacht habe, die Rollups zum Jubiläum, die uns Sheila organisierte, die von mir stilvoll in Goldschrift mit Goldrand gestalteten Platzkarten und Programme, dann sehe ich einen Festsaal, der dem Ereignis Festakt für ein halbes Jahrhundert voll gerecht war, der perfekt war. Wenn ich an die Wirkung meiner Reden denke, an die Wirkung der Festrede von Hr. Dr. Beutel, die herzhaften Lacher beim Programm von Gerald Kollek, an die zahlreichen Worte des Lobes und Danks, dann sehe ich, es gibt keinen Grund für Zweifel, denn es war richtig; und da die Farbe für 50 Jahre Gold ist, war es goldrichtig.

Was Sheila und ich gemeinsam erlebten: Wochenlange intensive Vorbereitung, steigende Nervosität als der Countdown auf unserer Internetseite weniger als 10 Tage zeigte, volle Konzentration auf das Jubiläum. Ja und dann war es auf einmal da, das war unfassbar, surreal. Abends zuhause nach unserer Jubiläumsfeier erwähnte ich das Jubiläum, wir hatten es ja gerade erlebt. Sheila sagte: „War das heute? Das fühlt sich schon wieder an, als sei es Jahre her.“ Ich hatte und habe genau dasselbe Empfinden. Sheila bestätige mir am folgenden Tag auch, als ich es so ausdrückte: Nicht richtig dabei gewesen sein, das fühlt sich an als ob ich falsch fühle. Damit meinte ich, dass das, was ich fühle, nicht dem entspricht, was ich erwartete.

Ich kenne zwei Effekt aus meinen Gefühlen: Eine intensive Zeit schöner Dinge erlebe ich als länger für mich als dieselbe Zeitspanne im Alltag. Ich nehme bewusster war. Im Urlaub ist das so. Aber am Ende eines Urlaubs fühle ich ihn aber auch sehr wohl in mir, erinnere mich und doch stehe ich dann da und kann nicht fassen, dass er um ist, ich bin doch grad gestern erst angekommen, oder? Zwei Effekte: Lang intensives wahrnehmen und kurzes in einem.

Urlaub ist ohne Anspannung, beim Jubiläum war ich angespannt, bin es noch. Ich kenne mich, weiß wie ich reagiere: Wenn diese Anspannung abgefallen ist, dann wird der Nebel weg sein, dann werde ich das ganze Jubiläum, den Festakt ganz wahrnehmen. Ich weiß das ist so Art eine Hintertür, dass ich wahrgenommen habe, im Unterbewusstsein, es ist nur noch nicht im Wachbewusstsein angekommen. Sportler sagen es oft bei einem Sieg: Ich freue mich natürlich riesig, aber realisiert habe ich es noch nicht. – So geht es mir und mit diesen Worten setzt das Realisieren etwas sehr Schönes vollbracht zu haben auch ein. Von dieser Seite aus weiß ich und fühle ich: Es war goldrichtig und daran gibt es keine Zweifel.

Heiko Küffen
1. Vorsitzender

50 Jahre Freundeskreis Mannheim „Die Lotsen“ - Teil 1

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