Frau und Sucht

 


Heute ist immer die Ausnahme, soviel wie heute trinke ich sonst nicht.
Die Einsicht, dass man die Droge bzw. das Verhalten nicht mehr einsetzt um das eigene Leben zu meistern, sondern dazu, es nicht aktiv zu leben zu müssen, ist ungeheuer schwer.
Schließlich stand am Anfang das Bemühen, die eigenen Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen.
Man wollte ein glücklicheres Leben führen, ein versagen verhindern, das Selbstwertgefühl retten.
Jetzt hat man die Kontrolle verloren und ist abhängig. Egal, wie das süchtige Verhalten aussieht und wie selbstzerrstörerisch und quälend es die Einzelne empfindet, immer bietet es auch einen Gewinn: die tieferliegenden persönlichen Schwierigkeiten werden verdeckt und eine Auseinandersetzung mit ihnen erspart.
Auf Einsamkeit, Angst, Freude auf die verschiedensten Stimmungen, Erlebnisse und körperlichen Bedürfnisse haben Abhängige eine Antwort, ihr süchtiges Verhalten.
Seit Jahren haben sie sich nicht mehr wirklich darum bemüht ihre Gefühle wahrzunehmen und ihren Bedürfnissen entsprechend zu handeln.
Wenn sie nun auf ihre einzige Antwort verzichten, stehen sie ihren Empfindungen zunächst hilflos gegenüber.
Ein riesiges Loch tut sich auf.

  • Was tun?
  • Handeln aber wie?
  • Aushalten aber wie lange?
  • Weglaufen?
  • Zuschütten?
  • Angstentsetzt

Ihre Angst, dann ins Bodenlose zu stürzen, ist übermächtig.

  • Nüchtern werden – wozu?

Süchtiges Verhalten ist immer eine Reaktion auf unbefriedigte Lebensumstände, und die werden im Verlauf der Sucht nicht besser. Süchtige sehen oft keine Perspektive.

Was hat eine Frau davon, wenn sie quälend genau spürt, dass bei der Arbeit ihr Rücken verkrampft, ihr Verstand brach liegt, ihre Kreativität keinen Raum hat, beim Sex mit ihrem Partner Angst aufsteigt das es sogar etwas abstoßendes ist, sie Angst hat immer und überall zu versagen?

Weshalb dann nicht trinken, um die quälenden Gedanken und Einsamkeit zu ertragen.

Bislang herrscht die Meinung vor, Süchtige seien erst unter größtem Leistungsdruck bereit, den einmal eingeschlagenen Weg zu verlassen.

Beim Umgang mit Frauen stellt sich die Frage, ob diese traditionelle Sichtweise tatsächlich die einzig richtige ist.

Frauen sind aufgrund ihrer Erziehung eher als Männer bereit, über persönliche Schwierigkeiten zu sprechen und Hilfe anzunehmen.

Darin kann eine Chance für suchtgefährdete Frauen liegen.

Niemand kann einer Frau ihre Abhängigkeit beweisen. Es ist wie mit Gefühlen.

Manchmal können wir die Traurigkeit oder Wut einer anderen deutlich spüren.

Aber solange sie selbst diese Gefühle nicht wahrnehmen kann oder will, wird niemand sie davon überzeugen können, dass sie sie hat.

Jede Frau, die sich ihre Abhängigkeit eingesteht und sich um Hilfe bemüht, hat die ersten Schritte auf dem Weg zu ihrer Gesundheit bereits gemacht.

  • Sie nimmt sich und ihr verhalten ernst.
  • Sie hat sich – zumindest teilweise – von ihrem Wunschdenken getrennt und eine realistischere Selbsteinschätzung gewonnen.
  • Ihr Selbstwertgefühl ist wieder erwacht.
  • Sie will für sich Kämpfen.

Findet sie ein passendes Hilfsangebot, wächst die bereits begonnene positive Entwicklung weiter.

  • Ich bin nicht abnormal, sondern habe Gründe so zu handeln.
  • Ich bin nicht schuldig, aber ich habe dennoch die Verantwortung für mich.

Die ständige Selbstverurteilung endet.

Nach und nach tauchen die ursächlichen Konflikte und die mit ihnen verbundenen negativen Gefühle wieder auf: Angst, Unzufriedenheit, Wut, Schmerz, Leere, Einsamkeit usw..

Dadurch wird ihre „Bearbeitung“ möglich.

Keine Frau kann ihre eigene Geschichte ungeschehen machen, aber sie kann für die Gegenwart und Zukunft ein neues Handeln erlernen.

  • Was empfinde ich?
  • Was wünsche ich mir?
  • Muss ich einen Kompromiss eingehen?
  • Ist der Konflikt nicht zu lösen?
  • Wie kann ich die Spannung aushalten?
  • Womit kann ich mich trösten, mir eine Freude machen?

Dabei wird vielen klar werden, wie wenig echtes Interesse sie bisher an sich hatten!

Sie wissen nicht, was ihnen gut tut, was sie gerne haben.

Hier ist es wichtig Neues auszuprobieren und sich allmählich einen Vorrat an Vergnüglichem, Entspannenden, Anregenden zu schaffen.

Schuldig – unschuldig, diese moralische Kategorien sind völlig nutzlos, wenn es darum geht sich selbst zu verstehen und zu begreifen.

Die betroffene Frau, quälen Selbstvorwürfe. Der Abhängigen wird allmählich bewusst, dass sie Jahre verloren hat, jahrelang an ihren Möglichkeiten vorbeilebte.

Das tut weh, und das macht traurig.

In der Vergangenheit jeder Süchtigen gibt es natürlich Menschen, die mitverantwortlich sind. Für die Gegenwart und Zukunft kann das finden von Schuldigen nicht glücklich machen.

Die Verantwortung für ihr derzeitiges Verhalten muss die Abhängige selbst übernehmen, sonst muss sie weiter leiden und hoffen, dass jemand kommt um sie glücklich zu machen.

In dem die Frau ihrem Schicksal und dessen Lebensbestimmenden Eindrücken und Erfahrungen nachspürt, bekommt sie mit der Zeit eine immer klarere Vorstellung von sich und ihrer Geschichte.

Die Vergangenheit wird nach und nach zu einer Erfahrung, die bei der Gestaltung von Gegenwart und Zukunft hilft.

Ohne sich dessen bewusst zu sein verhalten sich viele Frauen so, wie man sich eine gute Kollegin, Mutter, Hausfrau, Liebhaberin, Studentin und Arbeitnehmerin vorstellt.         weiter

 

 

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